Dieser Inhalt ist auch verfügbar auf: Englisch
Grüne Chemie
Für die Klimaneutralität im Chemiesektor sind drei Strategien zentral: Die flexible Einbindung Erneuerbarer Energien, mehr Kreislaufwirtschaft und die Nutzung erneuerbarer anstelle von fossilen Rohstoffen.
Der Chemiesektor ist der drittgrößte industrielle Verursacher direkter CO₂-Emissionen und der größte Energieverbraucher. Chemikalien werden in fast allen anderen Sektoren zur Herstellung von Produkten verwendet - von Einweg-Plastikverpackungen bis zu Rotorblättern für Windkraftanlagen und Baumaterialien. Es wird davon ausgegangen, dass die Nachfrage nach Chemikalien bis 2050 weiter steigt, was die Notwendigkeit unterstreicht, heute die richtigen Investitionen zu tätigen, um den Sektor von fossilen Rohstoffen zu lösen.
Drei Strategien, die sich gegenseitig ergänzen, sind für die Umgestaltung der chemischen Wertschöpfungsketten entscheidend: 1) die direkte und flexible Nutzung von Strom aus Erneuerbaren Energien zur Dekarbonisierung der Prozesswärme; 2) eine Kreislaufwirtschaft zur Schließung von Material- und Kohlenstoff-Kreisläufen entlang des gesamten Lebenszyklus‘ von Chemikalien; und 3) die Nutzung von erneuerbaren Rohstoffen, um fossile Rohstoffe wie Erdöl bei der Herstellung von Chemikalien zu ersetzen. Gleichzeitig ist Kohlenstoff ein wesentlicher Bestandteil vieler Chemikalien. Die klimafreundliche Transformation sollte das Potenzial des Sektors für eine nachhaltigere Nutzung und Speicherung von Kohlenstoff mobilisieren.
Biomasse ist ein vielversprechender nichtfossiler Rohstoff, der die Hauptbausteine der meisten Chemikalien – Kohlenstoff und Wasserstoff – enthält. Die Nutzung von Biomasse muss jedoch Einklang mit nachhaltigen Landnutzungspraktiken stehen, um Biodiversität, Kohlenstoffaufnahme aus der Atmosphäre und die Resilienz gegenüber extremen Wetterereignissen zu stärken.
Die chemische Industrie hat das Potenzial, ein breites Spektrum an Rest- und Abfallbiomasse oder Biomasse, die bisher nur zur Energiegewinnung verbrannt wird, effizient stofflich zu nutzen. Die stoffliche anstelle der rein energetischen Verwendung von Biomasse verzögert biogene CO₂-Emissionen. Darüber hinaus ermöglicht die Kombination der stofflichen Nutzung von Biomasse mit konsequentem Recycling die langfristige Speicherung von biogenem Kohlenstoff mit einer insgesamt positiven Klimawirkung. Neue Nutzungsmöglichkeiten für eine große Bandbreite von Biomasse können zusätzliche finanzielle Mittel für eine nachhaltige Land- und Forstwirtschaft ermöglichen. In Regionen mit großem Potenzial für Erneuerbare Energien und Biomasse können aus strombasiertem Wasserstoff, biogenem (statt fossilem) Kohlenstoff und atmosphärischem Kohlenstoffdioxid alternative erneuerbare Rohstoffe hergestellt werden, die in der Chemie stofflich genutzt werden können.
Agora Industrie entwickelt sektorale Pfade und politische Handlungsempfehlungen, die in Deutschland, Europa und weltweit den Übergang der chemischen Industrie zur Klimaneutralität beschleunigen.
Bleiben Sie auf dem Laufenden
Neuigkeiten auf der Website? Erhalten Sie regelmäßige Informationen über unseren Newsletter.
Unsere Expert:innen
-
Paul Münnich
Projektmanager Grundsatzfragen Klima- und Industriepolitik
-
Julia Metz
Programmleiterin Grundsatzfragen - Übergreifende Fragen der Klima- und Industriepolitik
-
Utz Tillmann
Senior Advisor Industrie
-
Camilla Oliveira
Projektmanagerin Industrie