Dieser Inhalt ist auch verfügbar auf: Englisch
Grüne Leitmärkte
Als Instrument für die Schaffung einer Nachfrage nach klimaneutralen Produkten sind grüne Leitmärkte ein wesentlicher Faktor bei der Dekarbonisierung der Industrie.
Eine Nachfrage nach grünen Materialien wie grünem Stahl oder CO₂-armem Zement sind entscheidend, um die Transformation des Industriesektors in Richtung Klimaneutralität bis Mitte des Jahrhunderts anzukurbeln. Bestehende Markthindernisse müssen beseitigt werden, um eine vollständige Umstellung auf eine klimaneutrale Produktion sowie klimaneutrale Lieferketten und Geschäftsmodelle zu ermöglichen. Ein geeigneter regulatorischer Rahmen und wirtschaftliche Anreize für eine klimaneutrale, qualitativ hochwertige und recyclingorientierte Produktion müssen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg abgestimmt werden.
Oft ist die Verbrauchernachfrage nach CO₂-armen Produkten nicht hoch genug. Hier können verschiedene Faktoren eine Rolle spielen, etwa die höheren Kosten klimaneutraler Materialien sowie eine mangelnde Bekanntheit oder fehlendes Interesse für den Einsatz neuer Materialien seitens der nachgeschalteten Anwender. Auch mangelnde Transparenz und das Fehlen klarer Richtwerte, anhand derer potenzielle Käufer verschiedene „CO₂-arme“ Optionen miteinander vergleichen könnten, können Gründe für die niedrige Nachfrage sein. Aufgrund des Mangels an hochwertigen, vergleichbaren Daten zu „enthaltenen Emissionen“ – Emissionen, die während des gesamten Lebensweges eines Produkts entstehen – von Grundstoffen und Zwischenprodukten sind die Endprodukthersteller oft nicht in der Lage, Produkte aus klimaneutralen Materialien effektiv zu vermarkten.
Neue regulatorische Instrumente wie Standards für „grünen Stahl“ oder „CO₂-armen Zement“ und Maßnahmen zur Messung von eingebettetem CO₂ in Endprodukten sind erforderlich, um die notwendige Nachfrage der Endverbraucher herbeizuführen und Marktzutrittsbeschränkungen für neue CO₂-arme Produkte zu beseitigen. Der politische Rahmen muss parallel zu angebotsseitigen Maßnahmen entwickelt werden, um die Infrastruktur für saubere Energie sowie die Entwicklung und Verbreitung innovativer Technologien zu fördern. Die Koordinierung von Maßnahmen auf der Angebots- ebenso wie der Nachfrageseite auf globaler Ebene sowie auf EU- und nationaler Ebene ist von entscheidender Bedeutung.
Das Ziel von Agora Industrie besteht darin, eine klare Vorstellung davon zu vermitteln, welche Rolle grüne Leitmärkte bei der Umstellung der Industrie spielen können. Unsere Arbeit umfasst auch das Ausarbeiten eines regulatorischen Rahmens für Nachfragesignale, an denen sich politische Entscheidungsträger und Stakeholder auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene orientieren können. Zum Beispiel unterstützen und beraten wir Foren auf G7-Ebene und beteiligen uns an der von der UN ins Leben gerufenen „Industrial Deep Decarbonisation Initiative“, die darauf abzielt, grüne Leitmärkte international auszubauen. Auf EU-Ebene und in verschiedenen europäischen Ländern arbeiten wir mit Partnern zusammen, um bei der Schaffung von politischen Prozessen zur Festlegung und Harmonisierung von Regelungen in Bezug auf den eingebetteten CO₂-Gehalt von Endprodukten, von Gebäuden bis zu Fahrzeugen, mitzuwirken. Gestützt auf unser umfassendes Wissen über eine klimaneutrale Produktion von Grundstoffen, entwickeln wir Vorschläge für Definitionen und Standards von grünen Materialien, zum Beispiel bei Stahl und Beton.
Bleiben Sie auf dem Laufenden
Neuigkeiten auf der Website? Erhalten Sie regelmäßige Informationen über unseren Newsletter.
Unsere Expert:innen
-
Eleanor Batilliet
Projektmanagerin Klimaneutrale Industrie
-
Julia Metz
Programmleiterin Grundsatzfragen - Übergreifende Fragen der Klima- und Industriepolitik
-
Helen Rolfing
Projektmanagerin Klimaneutrale Industrie