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Format
Meldung
Date
5. Dezember 2024

Wie Leitmärkte helfen, die Nachfrage nach klimafreundlichen Grundstoffen aufzubauen

Die Schaffung ausreichender Nachfrage nach klimafreundlichen Grundstoffen ist ein zentraler Hebel, um Emissionen in der Industrie zu senken. Eine Analyse von Agora Industrie zeigt auf, was es braucht, um den Markt für klimafreundliche Produkte in Deutschland und Europa anzukurbeln.

Der europäischen Emissionshandel (EU ETS) verpflichtet die Industrie in der Europäischen Union, ihre Produktion bis 2040 klimaneutral aufzustellen. Unternehmen in der Stahl-, Zement- oder Chemiebranche stehen daher vor hohen Investitionen, um ihre Produktionsanlagen für die Klimaneutralität umzurüsten Eine nun auch auf Deutsch verfügbare Analyse von Agora Industrie aus dem Sommer zeigt, mit welchen politischen Maßnahmen die Nachfrage nach klimafreundlichen Produkten angekurbelt werden kann und grüne Leitmärkte entstehen können. Letztere stärken den Business Case für eine schnelle Dekarbonisierung der Industrie.

Effizienzlabel als Vorbild

Ein erfolgreiches Beispiel dafür, wie politische Maßnahmen nachhaltige Produkteigenschaften fördern, sind Effizienzlabel für Elektrogeräte wie Kühlschränke und Waschmaschinen. Der Agora-Bericht skizziert, mit welchen Instrumenten klimafreundlicher Stahl und andere Grundstoffe unterstützt werden können. Dazu zählen zum Beispiel klare Standards, transparente Anforderungen an die CO2-Bilanzierung und -berichterstattung, Labels, sowie ein umweltfreundliches öffentliches Beschaffungswesen. Zudem fördern Grenzwerte für Embodied Carbon, also für die mit den eingesetzten Materialien verbundenen Emissionen zum Beispiel in Gebäuden, die Nachfrage nach klimafreundlichen Produkten.

Welcher Politik-Mix geeignet ist, hängt davon ab, wie und wo die einzelnen Produkte verwendet werden. Die Schaffung von Leitmärkten in Sektoren wie Gebäude und Infrastruktur, Verpackungen und Mobilität sollte jedoch Vorrang haben, denn die hier verwendeten Materialien sorgen für 60 Prozent der Emissionen der Stahl-, Zement-, Kunststoff- und Aluminiumindustrie. Daher hat der Umstieg auf klimafreundliche Alternativen in diesen Bereichen eine starke Lenkungswirkung für die Transformation der industriellen Produktion.

Klimafreundliche Produkte kosten nicht die Welt

Zudem gibt es in diesen Sektorenerheblichen Spielraum, die Nachfrage nach klimaneutralen Grundstoffen zu erhöhen, ohne dass sich dies signifikant auf die Preise auswirkt, so die Autoren des Berichts. Beispielsweise steigt durch die Verwendung von klimafreundlichem Stahl in Autos der Endpreis eines Neuwagens schätzungsweise nur um ein bis drei Prozent. Aufgrund mehrerer Faktoren wie steigenden CO2-Preisen und der Skalierung von Märkten für klimafreundliche Grundstoffe werden sich zudem die Herstellungskosten allmählich an die konventioneller Produkte angleichen. 

Wenn klimafreundlicher Materialien verstärkt in Endprodukten genutzt werden, braucht es zudem langfristig weniger finanzielle Unterstützung für die Umstellung der Produktion.

Die Analyse von Agora Industrie zeigt darüber hinaus, dass Leitmarktinstrumente wie verpflichtende Anforderungen an nachhaltige öffentliche Beschaffungsprogramme oder Embodied Carbon-Grenzwerte in Gebäuden den effizienten Einsatz klimafreundlicher, zirkulärer Materialien fördern können. Zudem können Ziele oder Grenzwerte für die CO2-Intensität von Endprodukten eine ressourceneffiziente und resiliente Kreislaufwirtschaft unterstützen.

Über nationale Maßnahmen hinausgehen

Auch wenn nationale Regierungen eine wichtige Rolle bei der Schaffung von Leitmärkten spielen, entfalten bestimmte Instrumente auf EU-Ebene die größte Wirkung. Die neue EU-Kommission kann die Industrie somit beim Übergang zur Klimaneutralität unterstützen, indem sie Standards und transparente Regeln für die CO2-Bilanzierung und -berichterstattung für den größten gemeinsamen Markt der Welt setzt. Das Beispiel der europäischen Effizienzlabel, die heute globaler Standard sind, zeigt zudem, dass die EU bei der Schaffung von Märkten für klimafreundliche Produkte eine Vorreiterrolle übernehmen kann.

Die 68-seitige Analyse "Leitmärkte für klimafreundliche Grundstoffe" steht Ihnen auf Deutsch unten zum Download zur Verfügung. Die ursprüngliche englische Fassung finden Sie hier.

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