Zum Hauptinhalt gehen

Dieser Inhalt ist auch verfügbar auf: Englisch

Format
Analyse
Date
2. Dezember 2024

Leitmärkte für klimafreundliche Grundstoffe

Potenziale und Politikoptionen

Leitmärkte für klimafreundliche Grundstoffe

Einleitung

Bbislang lag bei der Industrietransformation der politische Fokus stark auf der Angebots- und Produktionsseite: mit CO₂-Bepreisung und Förderprogrammen sollen Investitionen in klimafreundliche Produktion angereizt werden. 

Erst in jüngster Zeit wird auch diskutiert, wie Politikmaßnahmen auf der Nachfrageseite und die Schaffung „grüner Leitmärkte“ den Bedarf nach klimafreundlichen Grundstoffen anreizen und damit die Transformation der Industrie unterstützten können.

Gerade für Sektoren mit hohen Investitionskosten wie der Stahl- oder Zementindustrie können Leitmarktinstrumente die CO₂-Bepreisung ergänzen, das Risiko klimafreundlicher Investitionen reduzieren und den Bedarf von Subventionen auf der Produktionsseite begrenzen.

Die vorliegende Analyse beschreibt das Konzept der grünen Leitmärkte sowie hierfür relevante Politikinstrumente mit ihren Stärken und Schwächen. Der geeignete Instrumentenmix hängt dabei vom betrachteten Nachfragesektor ab, etwa dem Bausektor oder der Automobilproduktion. Bei der anstehenden Ausgestaltung wirksamer nachfrageseitiger Maßnahmen auf europäischer oder nationaler Ebene sollte dies berücksichtigt werden.
 

Kernergebnisse

  1. Der novellierte EU-Emissionshandel erfordert eine klimaneutrale industrielle Produktion bis zum Jahr 2040 – und damit auch eine starke Nachfrage nach klimaneutralen Grundstoffen.

    In der EU stammen zwei Drittel der industriellen Emissionen aus der Stahl-, Kunststoff-, Aluminium- und Zementproduktion. 60 Prozent dieser Grundstoffe werden für den Gebäudebau und Infrastruktur, für Verpackungen und Fahrzeuge eingesetzt. Derzeit ist die Nachfrage dieser Sektoren nach klimaneutralen Grundstoffen unzureichend, um eine Umstellung der Produktionsprozesse anzureizen.

  2. Ein Mix aus Leitmarktinstrumenten kann eine Nachfrage nach klimafreundlichen Grundstoffen auslösen.

    Standards ermöglichen ein marktfähiges klimafreundliches Produkt. Eine einheitliche CO₂-Bilanzierung und -Berichterstattung schafft Transparenz. Produktlabels ermöglichen Verbraucher:innen, klimafreundliche Entscheidungen zu treffen. Instrumente wie eine nachhaltige öffentliche Beschaffung schaffen eine verlässliche Nachfrage.

  3. Die durchschnittlichen Kosten auf der Nachfrageseite für ein Gebäude oder Fahrzeug steigen durch den Einsatz von klimafreundlichem Stahl oder Zement nur um ein bis drei Prozent.

    Die begrenzten Mehrkosten ermöglichen es einer größeren Anzahl von Marktteilnehmern, klimafreundliche Entscheidungen zu treffen. Unternehmen können die zusätzlichen Kosten direkt über den Markt abdecken. Eine Marktdynamik entsteht, der Bedarf an staatlichen Subventionen zur Unterstützung der Industrietransformation auf der Angebotsseite sinkt.

  4. Gebäude- und Infrastrukturbau sind mit ihrer großen Grundstoffnachfrage ein wichtiger Hebel für den Aufbau von Leitmärkten.

    Die in diesem Sektor verwendeten Grundstoffe verursachen rund 30 Prozent der gesamten Industrieemissionen in der EU. Die Einführung nachfrageseitiger Politikinstrumente in Deutschland und Europa ist zentral, um den breiten Einsatz nachhaltiger Baumaterialien anzustoßen. Wirksame Instrumente sind beispielsweise Embodied-Carbon-Grenzwerte sowie finanzielle Anreize für kreislauffähige und klimafreundliche Grundstoffe.

Bibliographische Daten

Autor:innen
Helen Rolfing, Eleanor Batilliet, Oliver Sartor, Marie Westhof, Julia Metz (alle Agora Industrie)
Publikationsnummer
339/03-A-2024/DE
Versionsnummer
1.0
Veröffentlichungsdatum

2. Dezember 2024

Seitenzahl
66
Zitiervorschlag
Agora Industrie (2024): Leitmärkte für klimafreundliche Grundstoffe. Potenziale und Politikoptionen.
Projekt
Diese Publikation wurde erstellt im Rahmen des Projektes Leitmärkte für klimafreundliche Grundstoffe.

Grafiken aus dieser Publikation

Unsere Expert:innen