-
Der novellierte EU-Emissionshandel erfordert eine klimaneutrale industrielle Produktion bis zum Jahr 2040 – und damit auch eine starke Nachfrage nach klimaneutralen Grundstoffen.
In der EU stammen zwei Drittel der industriellen Emissionen aus der Stahl-, Kunststoff-, Aluminium- und Zementproduktion. 60 Prozent dieser Grundstoffe werden für den Gebäudebau und Infrastruktur, für Verpackungen und Fahrzeuge eingesetzt. Derzeit ist die Nachfrage dieser Sektoren nach klimaneutralen Grundstoffen unzureichend, um eine Umstellung der Produktionsprozesse anzureizen.
-
Ein Mix aus Leitmarktinstrumenten kann eine Nachfrage nach klimafreundlichen Grundstoffen auslösen.
Standards ermöglichen ein marktfähiges klimafreundliches Produkt. Eine einheitliche CO₂-Bilanzierung und -Berichterstattung schafft Transparenz. Produktlabels ermöglichen Verbraucher:innen, klimafreundliche Entscheidungen zu treffen. Instrumente wie eine nachhaltige öffentliche Beschaffung schaffen eine verlässliche Nachfrage.
-
Die durchschnittlichen Kosten auf der Nachfrageseite für ein Gebäude oder Fahrzeug steigen durch den Einsatz von klimafreundlichem Stahl oder Zement nur um ein bis drei Prozent.
Die begrenzten Mehrkosten ermöglichen es einer größeren Anzahl von Marktteilnehmern, klimafreundliche Entscheidungen zu treffen. Unternehmen können die zusätzlichen Kosten direkt über den Markt abdecken. Eine Marktdynamik entsteht, der Bedarf an staatlichen Subventionen zur Unterstützung der Industrietransformation auf der Angebotsseite sinkt.
-
Gebäude- und Infrastrukturbau sind mit ihrer großen Grundstoffnachfrage ein wichtiger Hebel für den Aufbau von Leitmärkten.
Die in diesem Sektor verwendeten Grundstoffe verursachen rund 30 Prozent der gesamten Industrieemissionen in der EU. Die Einführung nachfrageseitiger Politikinstrumente in Deutschland und Europa ist zentral, um den breiten Einsatz nachhaltiger Baumaterialien anzustoßen. Wirksame Instrumente sind beispielsweise Embodied-Carbon-Grenzwerte sowie finanzielle Anreize für kreislauffähige und klimafreundliche Grundstoffe.
Dieser Inhalt ist auch verfügbar auf: Englisch
Leitmärkte für klimafreundliche Grundstoffe
Potenziale und Politikoptionen
Einleitung
Bbislang lag bei der Industrietransformation der politische Fokus stark auf der Angebots- und Produktionsseite: mit CO₂-Bepreisung und Förderprogrammen sollen Investitionen in klimafreundliche Produktion angereizt werden.
Erst in jüngster Zeit wird auch diskutiert, wie Politikmaßnahmen auf der Nachfrageseite und die Schaffung „grüner Leitmärkte“ den Bedarf nach klimafreundlichen Grundstoffen anreizen und damit die Transformation der Industrie unterstützten können.
Gerade für Sektoren mit hohen Investitionskosten wie der Stahl- oder Zementindustrie können Leitmarktinstrumente die CO₂-Bepreisung ergänzen, das Risiko klimafreundlicher Investitionen reduzieren und den Bedarf von Subventionen auf der Produktionsseite begrenzen.
Die vorliegende Analyse beschreibt das Konzept der grünen Leitmärkte sowie hierfür relevante Politikinstrumente mit ihren Stärken und Schwächen. Der geeignete Instrumentenmix hängt dabei vom betrachteten Nachfragesektor ab, etwa dem Bausektor oder der Automobilproduktion. Bei der anstehenden Ausgestaltung wirksamer nachfrageseitiger Maßnahmen auf europäischer oder nationaler Ebene sollte dies berücksichtigt werden.
Kernergebnisse
Bibliographische Daten
Downloads
-
Analyse
pdf 5 MB
Leitmärkte für klimafreundliche Grundstoffe
Potenziale und Politikoptionen
Grafiken aus dieser Publikation
Langfristige Effekte von nachfrageseitigen Politikinstrumenten auf die Kosten der Industrietransformation
Abbildung 1 von Leitmärkte für klimafreundliche Grundstoffe auf Seite 9
Mehrwerte von nachfrageseitigen Politikinstrumenten für den Aufbau von Leitmärkten für klimafreundliche Grundstoffe
Abbildung 2 von Leitmärkte für klimafreundliche Grundstoffe auf Seite 10
Unsere Expert:innen
-
Helen Rolfing
Projektmanagerin Klimaneutrale Industrie
-
Eleanor Batilliet
Projektmanagerin Klimaneutrale Industrie
-
Julia Metz
Programmleiterin Grundsatzfragen - Übergreifende Fragen der Klima- und Industriepolitik
-
Marie Westhof
Studentische Mitarbeiterin Industrie