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Maßnahmenpaket für eine grüne Industrie
Für die Transformation zu einer klimaneutralen Industrieproduktion ist ein Bündel sich ergänzender Maßnahmen erforderlich.
Die „Industrie“ ist ein komplexer Wirtschaftssektor, der sich aus vielen Teilsektoren zusammensetzt, die unterschiedlichste Produkte mit einer Vielzahl von Verfahren herstellen. Die Quellen industrieller CO₂-Emissionen sind vielfältig, sodass die erforderlichen Investitionen und Technologien zu ihrer Verringerung stark variieren können.
Auf Basis der von Agora Industrie durchgeführten Analysen verschiedener Sektoren lassen sich jedoch einige übergreifende Maßnahmen für eine erfolgreiche Industrietransformation hin zur Klimaneutralität identifizieren. Priorität bei der Verringerung von Emissionen aus der Industrieproduktion sollte der effizienten Nutzung von Ressourcen und Grundstoffe eingeräumt werden (Link zu Kreislaufwirtschaft). Die Verbesserung der Qualität und Quantität recycelter Materialien und die Entwicklung von Produkten, die länger halten und weniger Material benötigen, können die Emissionen bei der Herstellung von Kunststoffen, Stahl und Beton erheblich reduzieren.
Bei der Produktion von Grundstoffen sollten frühzeitige Investitionen in klimafreundliche Technologien angereizt werden (Link zu Elektrifizierung). Ob für die wasserstoffbasierte Stahlerzeugung oder die Herstellung biobasierter Chemikalien, für industrielle Wärmepumpen und Elektrodenkessel oder die bestmöglichen Technologien zur Wiederverwertung von Kunststoffabfällen – Investitionen können zunächst durch finanzielle Instrumente zur Risikominderung unterstützt werden.
Um diese Investitionen zu begleiten, müssen neue Infrastrukturen geschaffen werden. Dies bedeutet den Ausbau der Infrastruktur für sauberen Strom (Erzeugung und Transport), die Entwicklung der Kohlenstoffabscheidung und -speicherung an geeigneten Standorten und die Erzeugung, Speicherung und den Transport von sauberem Wasserstoff. Um eine klimaverträgliche Energieinfrastruktur und den Zugang zu ihr zu gewährleisten, braucht es geeignete Planung, Regulierung und Genehmigung durch Landes- und Kommunalbehörden.
Die Dekarbonisierung der Industrie erfordert auch die Erschließung und Ausweitung von Märkten für klimaneutrale Produkte (Link zu Grüne Leitmärkte). In Europa sind die CO₂-Bepreisung und die Regulierung der CO₂-Emissionen aus der Produktion wichtige Elemente des Ordnungsrahmens. Aber auch andere Instrumente können eine Rolle spielen, wie z. B. eine nachaltige öffentliche Beschaffung, Produktkennzeichnungsnormen oder Regelungen zu eigebettetem CO₂ in Produkten („embodied carbon“). Auch geeignete steuerliche Anreize bei der Energiebepreisung können eine Umstellung auf sauberen Strom anstelle von Erdgas oder Kohle fördern.
Ein weiterer Baustein des Maßnahmenpakets für die Industrie betrifft den internationalen Handel (Link zu Klima- und Handelspolitik). Staaten, die eine CO₂-Bepreisung oder andere Maßnahmen zur Regulierung von CO₂-Emissionen einführen, müssen ihre Industrien vor „Carbon Leakage“ schützen, d. h. vor dem Risiko, dass sich Emissionen in Regionen mit weniger strenger Klimapolitik verlagern. Darüber hinaus können faire und klimafreundliche Handelsregeln auch den Ausbau grüner Leitmärkte, die Verbreitung sauberer Technologien und eine klimaverträgliche Entwicklung im globalen Süden unterstützen.
Die Arbeit von Agora baut auf diesen fünf Säulen auf: Kreislaufwirtschaft, saubere Technologie, saubere Energieinfrastruktur, grüne Märkte und klimafreundliche Handelsregeln. Die Transformation kann nur mit Hilfe eines „Maßnahmenpakets“ für eine saubere Industrie gelingen und darf sich nicht in der Suche nach einem politischen Allheilmittel verlieren.
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Unsere Expert:innen
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Utz Tillmann
Senior Advisor Industrie
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Aylin Shawkat
Projektmanagerin Grundsatzfragen Klima- und Industriepolitik