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Die Stromnetzentgeltverordnung zwingt industrielle Verbraucher faktisch zu gleichmäßigem Strombezug und macht Strom für alle teurer.
Rund 400 Industriebetriebe beziehen circa 50 Prozent des deutschen Industriestrombedarfs (90 TWh Strom im Jahr) unter der sogenannten Bandlastregelung. Die Regelung ist für einzelne Unternehmen attraktiv, setzt aber für das Gesamtsystem Fehlanreize und erhöht so die Systemkosten unnötig.
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Die vorgeschlagene Nachfolgeregelung baut bestehende Hemmnisse ab und honoriert Flexibilität.
Als größtes Hemmnis wird die Benutzungsstundenregel abgeschafft, die gleichmäßigen Strombezug in 7.000 oder mehr Stunden im Jahr erfordert. Schrittweise wird stattdessen die Gewährung von Sondernetzentgelten an flexibleren Strombezug gekoppelt. Messlatte ist ein Mindestmaß an Reaktion auf ein neues Entgeltsystem, das die erwartete Netzauslastung abbildet. Außerdem wird der Arbeits- gegenüber starren Leistungspreisen gestärkt.
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Wird Industrie-Flexibilität genutzt, birgt dies Vorteile für Industrie und Stromsystem.
Die industriellen Potenziale zur Lastreduktion und -erhöhung über einen Zeitraum von bis zu vier Stunden entsprechen rund 20 Prozent der durchschnittlichen Last im deutschen Stromsystem. Ohne die Bandlastregelung können Industriebetriebe sparen, indem sie mehr Strom zu Zeiten günstiger Preise beziehen. Gleichzeitig sinken durch effizientere Netzauslastung die Kosten des Stromnetzes, was allen Verbrauchern zu Gute kommt.
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Ein verlässlicher Transformationspfad schafft Planungssicherheit für Unternehmen und Netzbetreiber.
Anforderungen zur Flexibilitätsbereitstellung sollten sich im Einklang mit den technischen Möglichkeiten der industriellen Prozesse entwickeln. So profitieren Betriebe von einem verlässlichen Rahmen für Investitionen in Flexibilität; Netzbetreiber erhalten ein Instrument für effizienten Netzbetrieb und -ausbau. Perspektivisch bietet die Neuregelung die Grundlage für eine umfassende Netzentgeltreform für ein klimaneutrales Stromsystem.
Industrielle Energieflexibilität ermöglichen
Konzept einer Reform der Sondernetzentgelte für Großverbraucher
Einleitung
Die Dekarbonisierung des Stromsystems mit Wind- und Solarenergie führt zu einem stärker fluktuierenden Stromangebot und damit auch zu fluktuierenden Strompreisen. In diesem Kontext gewinnt die flexible Stromnachfrage aller Verbraucher an Bedeutung. Industrielle Verbraucher können ihren Strombezug in einem gewissen Maß flexibilisieren und so von günstigen Strompreisen profitieren. Die derzeitige Netzentgeltregelung für industrielle Verbraucher stammt jedoch aus einer Zeit, in der wenig flexible Kraftwerke das Stromsystem dominiert haben, und belohnt aus diesem Grund den gleichmäßigen Strombezug.
Agora begrüßt das Vorhaben der Bundesnetzagentur (BNetzA), insbesondere die Sonderregelung der Stromnetzentgeltverordnung (StromNEV) § 19 Abs. 2 weiterzuentwickeln und unterbreitet im vorliegenden Impuls einen Vorschlag für eine Reform.
Kernergebnisse
Bibliographische Daten
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Impuls
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Industrielle Energieflexibilität ermöglichen
Konzept einer Reform der Sondernetzentgelte für Großverbraucher
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Foliensatz
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Industrielle Energieflexibilität ermöglichen
Konzept einer Reform der Sondernetzentgelte für Großverbraucher
Grafiken aus dieser Publikation
Flexibilitätspotenziale und -perspektiven der deutschen Industrie
Abbildung A von Industrielle Energieflexibilität ermöglichen auf Seite 5
Zusammenwirken der Reformvorschläge für § 19 Abs. 2 Satz 2 StromNEV und § 17 Abs. 2 StromNEV; dargestelltes Jahr: 2036
Abbildung B von Industrielle Energieflexibilität ermöglichen auf Seite 9
Unsere Expert:innen
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Helen Rolfing
Projektmanagerin Klimaneutrale Industrie
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Julia Metz
Programmleiterin Grundsatzfragen - Übergreifende Fragen der Klima- und Industriepolitik
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Philipp Godron
Programmleiter Strom (Agora Energiewende)